Das Projekt
Antisemitische Einstellungen in der Mehrheitsgesellschaft nehmen kontinuierlich zu, wie die Mitte-Studien der letzten Jahre belegen. Dies verschärfte sich nochmal im Rahmen der COVID-19-Pandemie: Verschwörungsmythen und -erzählungen fanden große Verbreitung, nicht nur in der sogenannten Querdenker-Szene. Viele dieser Erzählungen hatten und haben eine antisemitische Ausrichtung.
Um diesen Tendenzen, die dauerhaft die Gesellschaft polarisieren und die Demokratie schädigen können möglichst früh zu bekämpfen, entwickelte das Max Mannheimer Studienzentrum, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, Programme mit dem Schwerpunkt antisemitismuskritische Bildung.
Multimodulare Seminare
Als Format für Schüler:innen der Oberstufe entstand 2020/2021 ein multimodulares Seminar zu antisemitischen Verschwörungsmythen.
2022 konnte dank einer weiteren Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales eine Fortbildung für Multiplikator:innen zum Thema Antisemitismus entstehen.
Beide Projekte wurden wissenschaftlich begleitet vom Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld (ZPI).
Das ZPI stand in der Entwicklungsphase in engem Austausch mit dem Team des Max Mannheimer Studienzentrums und entwickelte projektbegleitend Evaluationen der Formate. Seminar und Fortbildung wurden im Rahmen der Entstehungsphase evaluiert und so konnten wir bereits in der Entwicklungsphase der Projekte deren Wirksamkeit überprüfen.
Empathischer Zugang: Bewusstsein entwickeln für die Situation Betroffener
Die Ergebnisse der ersten Evaluation führten zur Entscheidung 2022 die Fortbildung für Multiplikator:innen zu entwickeln: Die Umfrage bei den Jugendlichen zeigte, welch wichtige Rolle neben den Inhalten und Methoden vor allem die Haltung der vermittelnden Personen hatte. Zudem machten die Ergebnisse deutlich, dass die Lerneffekte, die direkt nach dem Seminar sehr hoch waren, bei der letzten Erhebung einige Wochen nach dem Seminar wieder leicht zurückgingen. Dies zeigt, welche relevante Rolle Lehrkräften und Vermittler:innen aus der Jugendarbeit im antisemitismuskritischen Bildungsprozess zukommt. Entsprechend wichtig ist es, Multiplikator:innen zu schulen: So können diese eine profund informierte und reflektierte Haltung entwickeln und den Jugendlichen im Alltag vermitteln.
2023 entstand, wiederum durch die Förderung des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, eine Workshopeinheit für die Zielgruppe 8./9. Klasse, die sich anhand von Graphic Novels kritisch mit dem Thema auseinandersetzt und in der die Jugendlichen auch selbst kreativ tätig werden.